Wir beobachten die Welt
1986 — Ein Jahr des Friedens?
Das vergangene Jahr war von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr des Friedens erklärt worden. Dennoch gab es 1986 weltweit mehr bewaffnete Konflikte als zu irgendeiner Zeit zuvor nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu diesem Ergebnis gelangte eine Arbeitsgemeinschaft an der Universität Hamburg, die die Kriege seit 1945 sowie deren Ursachen registriert. Wie die Schwäbische Zeitung schreibt, zählten die Forscher im Jahre 1986 37 Kriege, von denen einige bereits 20 Jahre andauerten.
Neues über Erkältungen
Es gibt etwa 200 Viren, die banale Erkältungsinfekte hervorrufen. Aber man infiziert sich mit einem bestimmten „Erkältungs“-Virus nur einmal. Dann ist man dagegen immun. Daher bekommen Personen ab 60 Jahren meist nur einmal im Jahr eine Erkältung, wenn überhaupt, wohingegen Kinder sich sechs- bis achtmal jährlich anstecken. Wie erfolgt die Ansteckung? Nach Meinung der Ärzte weniger durch Husten oder Niesen, sondern hauptsächlich durch Berührung. Der Kranke greift sich an die Nase und verteilt dann die Krankheitserreger auf den Gegenständen, die er berührt. „Sie können an den Händen, auf harten Oberflächen und in Stofftaschentüchern mehrere Stunden überleben“, sagte Dr. Sheldon L. Spector, Professor an der Universitätsklinik der kalifornischen Staatsuniversität Los Angeles. „Gesunde nehmen das Virus mit den Händen auf und infizieren sich, wenn sie die Nase oder die Augen berühren.“ Häufiges Händewaschen und der Gebrauch von Desinfektionsmitteln werden für die beste Möglichkeit gehalten, zu verhindern, daß man sich selbst oder andere ansteckt.
Für Ruhepausen programmiert?
Wie die mexikanische Zeitung El Universal schreibt, soll der Mensch eine innere Uhr besitzen, die für seine Schlafkapazität verantwortlich ist. Die Forscher Jürgen Zullev und Scot Campbell vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München behaupten, der Mensch sei, abgesehen von der normalen nächtlichen Schlafenszeit, für drei Ruhepausen am Tag programmiert. Gemäß der Studie habe er allerdings sein Bedürfnis nach Ruhepausen durch Arbeit und Kaffeetrinken unterdrückt.
Neues Marienjahr
Papst Johannes Paul II. kündigte ein besonderes Jahr zur Verehrung der Jungfrau Maria an. Es beginnt im Juni 1987 und ist für die Katholiken das erste Marienjahr seit 1953/54. Damals hatte sich die Verkündung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis — wonach Maria ohne Erbsünde geboren worden sei — zum hundertsten Mal gejährt. Das neue Marienjahr sei, wie der Papst sagte, eine Vorbereitung auf das „dritte Jahrtausend der christlichen Ära“. Er beendete seine Homilie wie folgt: „Möge die Menschheit im Jahre 1987 die Entzweiungen der Vergangenheit beseitigen, und möge in diesem Jahr jedes Herz Frieden suchen in Entwicklung und in Solidarität.“
Religiöses Wiedererwachen
Ist Religion in den Vereinigten Staaten wieder gefragt? U.S.News & World Report bejaht diese Frage. „Die Gott-ist-tot-Philosophie ist selbst tot“, schreibt das Magazin. „Die Wissenschaft kann nicht auf alle Fragen des Lebens eine Antwort geben.“ Es heißt, daß religiöse Menschen nun selbstbewußt über ihren Glauben sprechen. Eltern, die nach beständigen Werten suchen, von denen sie meinen, die Kirche könne sie vermitteln, erziehen ihre Kinder religiös. Sogar viele prominente Politiker erklären offen, die Religion sei eine bedeutende Kraft in ihrem Leben. Umfragen zeigen, daß die Religion in der Gesellschaft an Bedeutung zunimmt. „Die Ausübung von Religion wird wieder geachtet“, sagte der Theologe Martin Marty. Aber er fügte hinzu: „Es bestehen auch gute Gründe, die Religion zu fürchten: Menschen töten im Namen Gottes, oder durch Gesetze wird auf ungläubige Minderheiten oder auf ‚Andersgläubige‘ Zwang ausgeübt.“
Verdrehte Werte
Gemäß dem Courier leben einerseits 800 Millionen Menschen in den Entwicklungsländern „in absoluter Armut und leiden Mangel“, während andererseits weltweit „jede Minute 1,5 Millionen Dollar“ für militärische Zwecke ausgegeben werden. In dieser Publikation der UNESCO heißt es weiter: „Für jeden Soldaten betragen die militärischen Ausgaben weltweit durchschnittlich 20 000 Dollar. Für jedes Kind im schulpflichtigen Alter belaufen sich die öffentlichen Ausgaben im Durchschnitt auf 380 Dollar. Auf 100 000 Menschen in der Welt kommen 556 Soldaten, aber nur 85 Ärzte. Mit nur einem Fünftel der jährlichen Waffenausgaben könnte man den Hunger bis zum Jahr 2000 aus der Welt schaffen.“
Schläfrige Piloten
Wie die Zeitung Mexico City News berichtet, schlafen Piloten von Verkehrsflugzeugen trotz Sicherheitsvorschriften manchmal während langer Nachtflüge ein. „Gelegentlich nickt die gesamte Cockpitmannschaft gleichzeitig ein, während das Flugzeug vom Autopiloten gesteuert wird“, behauptet ein Forscher. Dr. Martin C. Moore-Ede, ein Experte für Arbeitszeiteinteilung und Schlaf, sieht das Problem in „Langeweile und in der unregelmäßigen Arbeitszeit, die die Piloten zwingt, zu den ungewöhnlichsten Zeiten zu arbeiten, ohne daß sich ihr Organismus richtig umstellen kann“. Die Schlußfolgerungen Dr. Moore-Edes gründen sich auf eine Studie, die er für eine Fluggesellschaft durchführte, sowie auf Interviews mit Cockpitmannschaften. Bei einem Transkontinentalflug nach Los Angeles flog das Flugzeug bereits 160 km von der Küste entfernt über dem Pazifik, als das Bodenpersonal die schlafende Mannschaft durch ein Signal im Cockpit wach rüttelte. „Wenn Ihnen im Fluggastraum der Kopf schwer wird und Sie sich nicht wach halten können“, sagt Dr. Moore-Ede, „dann denken Sie daran, daß der Pilot vorn auch nur ein Mensch ist.“
Unverdauliche „Eier“
Eine Schlange von einem Meter Länge wurde in die Klinik für Veterinärdiagnose der Universität von Florida gebracht. Die Röntgenuntersuchung ergab, daß sie zwei 15-Watt-Glühbirnen verschlungen hatte. Ein ungewöhnliches Nahrungsmittel für eine Schlange, mag man denken. Nicht aber, wenn es sich um Hühnereier gehandelt hätte. Die Tierärzte vermuten, daß die Schlange die Glühbirnen dafür gehalten hat. Was auch immer der Grund für die Ernährungsumstellung war, die Glühbirnen wurden, wie die Zeitschrift New Scientist schreibt, operativ entfernt. Der Veterinär Elliot Jacobson, der die Operation durchführte, hofft, daß sich die Schlange gut erholt, damit sie wieder in die Freiheit entlassen werden kann.
Wegwerftelefone
So angenehm ein Telefon während eines Krankenhausaufenthalts ist, es kann auch gefährlich sein. Gefährlich deshalb, weil Telefone viele Arten von Bakterien beherbergen können und schwer zu desinfizieren sind. In den Vereinigten Staaten ziehen sich jährlich etwa zwei Millionen Krankenhauspatienten eine Infektion zu — viele durch den Gebrauch von Telefonen. Eine Studie des CDC (Seuchenkontrollzentrum) in Atlanta ergab, daß 20 000 bis 30 000 von ihnen sterben. Nun bieten einige Krankenhäuser ihren Patienten als vorbeugende Maßnahme sterile, abgepackte Plastiktelefone an, die sie nach dem Krankenhausaufenthalt beseitigen oder mit nach Hause nehmen können. Die Wegwerftelefone kosten zwischen 5 und 15 Dollar und haben eine Garantie von einem Jahr. Dadurch ist in diesen Krankenhäusern auch der Diebstahl und die Beschädigung von Telefonen zurückgegangen.
Politik in der Kirche
Die „Politisierung“ der Kirche wird für die anhaltenden Kirchenaustritte mitverantwortlich gemacht. Wie Gerhard Brandt, der Landespräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, gemäß einem Bericht der Dürener Zeitung vor Journalisten in Düsseldorf erklärte, haben Untersuchungen über die Gründe der Kirchenaustritte ergeben, daß „viele Gemeindemitglieder eine Betroffenheit über politische Äußerungen innerhalb der Kirche“ zeigen. Dies sei zumindest ein Indiz dafür, warum viele der Kirche den Rücken kehrten.
Hotelzimmer für Nichtraucher
Nicht länger bieten nur Restaurants und Fluggesellschaften ihren Gästen Einrichtungen für Nichtraucher an. „Verspätet schlagen auch die Hotels aus der Nichtraucherwelle Kapital, die die USA überflutet“, heißt es im Wall Street Journal. Angefangen mit nur einigen wenigen desinfizierten Zimmern für Gäste, die den hartnäckigen Zigarren- oder Zigarettengeruch verabscheuten, reservieren jetzt einige Hotelketten bis zu 15 Prozent ihrer Zimmer für Nichtraucher und beginnen, für diesen Service zu werben. Dies findet nicht nur bei den Gästen großen Anklang, sondern kommt auch den Hotels zugute, da es 26 Prozent weniger Zeit erfordert, das Zimmer eines Nichtrauchers zu reinigen als ein Zimmer, in dem ein Raucher übernachtet hat.