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Der Wachtturm verkündet Jehovas Königreich 1954
w54 1. 7. S. 393-399

Ein Neue-Welt-Gesellschaft-Kongreß im ganzen Lande Argentinien

NUN finden wir N. H. Knorr, den Präsidenten der Watch Tower Bible and Tract Society, am letzten Tage seines Besuches in Chile auf seiner südamerikanischen Dienstreise, die er mit seinem Sekretär, M. G. Henschel, vom Flughafen Idlewild, New York, aus am Samstag, dem 14. November 1953, angetreten hatte. In Peru hatte er sich von seinem Sekretär getrennt und war nun eine Zeitlang allein weitergereist in der Erwartung, seinen Gefährten in Buenos Aires, Argentinien, wieder zu treffen.

Am Samstag morgen, dem 19. Dezember, erfuhr man, als man auf dem Büro der Fluglinie vorsprach, daß der Start des Flugzeuges, das nach Mendoza, Argentinien, flog, vorverlegt worden sei, und so hieß es sich beeilen, um am Morgen noch alles zu beenden und um 14 Uhr wegzureisen. Alle Missionare in Santiago, Chile, und eine Anzahl der Brüder, die in der Stadt blieben, kamen zum Flughafen hinaus. Die in Chile verbrachten dreizehn Tage werden den Brüdern noch lange in Erinnerung bleiben, und es tat bestimmt wohl, den ausgezeichneten Zuwachs zu erkennen, der im Versammeln der „anderen Schafe“ erzielt wurde. Alle waren überzeugt, daß in den nächsten paar Jahren noch viele weitere Schafe hereinkommen werden.

Während Bruder Knorr allein durch das fruchtbare Tal fuhr, in welchem Santiago liegt, konnte er nicht anders, als an die gewaltige Arbeit zu denken, die in allen Teilen der Welt noch getan werden muß. Es ist eine Freude, zu wissen, daß etwa 520 000 Verkündiger eifrig dabei sind, diese Predigttätigkeit zu vollbringen.

Die Route über die Anden war diesmal anders als zuvor. Früher war der Präsident der Gesellschaft der Route gefolgt, die als „Der Paß“ nach Argentinien bekannt ist, doch war diese zufolge schwerer Wolken geschlossen, und so mußte eine südlichere Route eingeschlagen werden, die sich als überaus schön erwies. Während sich das Flugzeug den Anden näherte, kreiste es zweimal, um an Höhe zu gewinnen und über diese zum Himmel emporragenden Gipfel zu gelangen, und dann ließ es die schneebedeckten Häupter auf beiden Seiten hinter sich. Das Flugzeug flog niedrig genug, um den Berghängen entlang deutlich Sicht auf die großen Schneelawinen und Wasserfälle zu gewähren. In etwa zwanzig Minuten war alles vorbei. Die Anden stehen sehr eng, aber hoch und schön, felsig und voller Schluchten da, und man kann das Auge nicht von ihnen wenden, solange man mitten darin ist. Bestimmt veranschaulichen die hochragenden, schneebedeckten Berge gut das ewige Königreich Jehovas, des souveränen Herrschers. Es scheint, als ob sie durch nichts bewegt werden könnten, aber Jehovas Wort sagt, daß er sogar die Berge erschüttern und sie im grimmigen Kriege von Harmagedon herunterbringen werde, und dann werden alle wissen, daß Jehova Gott ist.

ARGENTINIEN

Plötzlich begann sich das Flugzeug zu senken, denn in keiner allzu großen Ferne lag Mendoza, und man mußte tiefer gehen. Die Pampas von Argentinien breiteten sich aus wie ein Meer, und da es ein sehr warmer Tag war, ließ die Hitzewelle, die vom Erdboden aufstieg, das Land gleich einem fernen großen See erscheinen. Unten lagen die Wein- und Obstgärten und die Gartengebiete bei Mendoza. Die Pappeln und andere Bäume längs der Straßen stehen zum Schutze der Früchte als Windbrecher da. Dann rollte das Flugzeug plötzlich in den Flughafen und hielt an. Drei Brüder warteten dort auf Bruder Knorr. Sein Name schien aber auf der Passagierliste der letzte zu sein, und so erforderte es für die Einwanderungs- und Zollformalitäten geraume Zeit.

Die Brüder waren in Mendoza emsig dabei gewesen, die besondere Zusammenkunft vorzubereiten. Eine Schwester drückte sich wie folgt aus: „Dies ist ein so großer Tag für uns, daß er uns wie ein Feiertag vorkommt. Wenn ich auf die Straße gehe, scheint mir, daß alle Läden geschlossen sein sollten.“

Von 16 Uhr an (15 Uhr in Chile wegen Zeitwechsels) warteten schon viele Brüder am Versammlungstreffpunkt auf dem Lande und sahen von dort aus, wie das Flugzeug von Chile her von den Gipfeln der Anden hernieder- und gegen den Flughafen hin außer Sicht kam. Es brachte ihren Herzen große Freude, zu wissen, daß Bruder Knorr ihnen bald Rat und Unterweisung bringen sollte.

Innerhalb von 72 Stunden nach der Ankunft in Argentinien muß man sich auf der Bundespolizei melden. So wurde zuerst dies erledigt und auch alles, was noch nötig war für die Abreise am Montag nach Cordoba, um einer weiteren Dienstzuteilung nachzukommen. Bruder Knorr hielt sich nur so lange im Hause eines Bruders in der Stadt auf, um sein Gepäck zurückzulassen, und traf dann um 18.30 Uhr bei den Versammelten ein. Vor der Ansprache, die in einer halben Stunde stattfinden sollte, lud der Bruder und Eigentümer der kleinen Farm Bruder und Schwester Eisenhower und Bruder Knorr sowie einige andere in den Baumgarten zum Essen von Kirschen ein, die sie einen ganzen Monat über die gewöhnliche Erntezeit hinaus aufbehalten hatten. Sie hatten einen hängenden Zweig, vollbeladen mit großen reifen roten und gelben Kirschen, aufgespart. Der ganze Zweig war in Jute eingehüllt worden, um ihn vor den Vögeln zu schützen. Die Kirschen waren köstlich und wurden sehr geschätzt. Das Heim des Farmers war umgeben von Rebenlauben und Fruchtbäumen, es war ein prächtiges Fleckchen Erde!

Bruder Knorr sprach zweiundeinhalb Stunden lang von der Vorhalle aus zu den 64 Anwesenden. Bruder Eisenhower diente als Dolmetscher. Nach der Ansprache gab es einen Imbiß, darunter reife und grüne Oliven, die die Farm liefert, und dazu eine Menge von Früchten. Alle nahmen an diesem Imbiß unter den Reben teil. Dann kam die Rückfahrt nach der Stadt, und zwar zum Hause der Eltern zweier Gileadabsolventen der 22. Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead. Die Fahrt ging in einem kleinen Lastwagen vor sich. Das war der einzige Wagen dort, und so mußten die übrigen Brüder den gewundenen Pfad zu Fuß im Dunkeln wandern, was etwa 3/4 Stunden erforderte. Es war lieblich, dort an jenem Abend zu wandern oder zu fahren, denn es war gerade Vollmond. Die Anden waren frei von Wolken, und man mußte einfach innehalten und mit Bewunderung zu ihnen aufblicken.

Nach der Ruhe der Nacht und nachdem wir um 5 Uhr früh aufgestanden waren, waren unser fünf bereit, mit dem Taxi den Vorbergen der Kordilleren entlang zu einer anderen Versammlung zu fahren, die sich 178 km nördlich von Mendoza befindet. Die betreffende Stadt heißt San Juan. Das Grüpplein kam dort sicher an; es mußte durch ein Überschwemmungsgebiet gehen, denn in der Nacht zuvor hatte ein Sturm gewütet. Einige Wege standen 10 cm unter Wasser. Während man dahinfuhr, erinnerte sich jemand eines Erlebnisses, das er in dieser Stadt gehabt hatte. Ein Bruder, der im Darbieten der Königreichs­botschaft etwas taktlos war, hatte einer gegnerischen Dame gesagt, daß in Harmagedon, wenn die Steine auf sie zu fallen beginnen, sie sich der Botschaft noch erinnern werde, die er ihr ausgerichtet hätte. Als dann einige Jahre später das schreckliche Erdbeben kam, dachte sie, es sei Harmagedon, weil Hunderte von Menschen umkamen. Damals fiel wirklich ein Felsstück auf ihren Kopf, und das veranlaßte sie zu ernsthaftem Denken. Bald darauf kam sie in die Organisation hinein. Es brauchte „ein wenig Harmagedon“, um sie aufzuwecken. Ein weiterer Bericht handelte von der gegnerischen Frau eines Bruders, die vor Harmagedon gewarnt worden war, und die dann wirklich dachte, das Erdbeben sei Harmagedon; sie war daher überrascht, daß sie das schreckliche Beben überlebt hatte!

In jener Stadt, wo die Folgen einer Erdbebenkatastrophe immer noch zu sehen sind, wurde der Versammlungsdiener mitgenommen, und er zeigte dem Chauffeur den Weg. Man fuhr durch die Stadt und nach den Bergen hin, fuhr in ein enges Tal hinein, wo felsige, zackige Anhöhen beide Seiten des Weges säumten. Dort, kurz hinter der ersten Bergreihe, verriet der aufsteigende, sich kräuselnde Rauch am Fuße der Berge den gewählten Picknickplatz der Brüder. Der muntere Bergbach in der Nähe murmelte für alle ein fröhliches Willkomm. Die Ankunft des Taxis unterbrach die freundliche Unterhaltung, und die herankommende Menge begann jeden mit einem herzlichen Händeschütteln zu begrüßen. Im Nu war die Gruppe bei einer Lichtung den Bach entlang versammelt, und die Ansprache begann — die Bäume bildeten das Dach über einer Schar von 135 Brüdern. Diese Gruppe bestand aus zwei Versammlungen. Kinder spielten und lauschten ruhig, und die Brüder wechselten von einer Stelle zur anderen, um Schatten zu bekommen, während die zwei Redner zweieinhalb Stunden lang sprachen. Es war weit über Mittag, als die Zusammenkunft mit einem Gebet beendet wurde. Alle waren hochbeglückt über das geistige Festmahl, und dann rief jemand in Spanisch: „Bringet das Fleisch ans Feuer!“ Es war Essenszeit und bald war ein Asado im Gange.

Heiße Kohlen und Roastbeef — wie das duftete! Dann trugen etwa zwölf Brüder zwei lange Holzklötze herbei und legten sie etwa 1 m voneinander entfernt unweit vom Feuer nieder. Diese bildeten den Tisch, auf den lange, galvanisierte Blechtafeln gelegt wurden. Dieser Tisch hatte eine Höhe von etwa 60 cm. Der Rauch, den wir bei der Ankunft bemerkt hatten, rührte vom Verbrennen von Ästen und Holzkohle her, weil man für den Asado rüstete, und von dorther mußten die Kohlen dicht unter einem Eisenrost auf dem Erdboden ausgebreitet werden. Dies ist typisch argentinisch, und der Gaucho lebt vom Asado. Und wer könnte nicht davon leben?

Nahe beim Rost wurde ein Feuer unterhalten, um weitere Kohlen zu liefern, wenn die anderen verbrannt waren. Das Fleisch wird auf diese Weise langsam geröstet, so daß es beständig tropft, was dem Asador und den Zuschauern einen unbändigen Appetit gibt! Das war das Zeichen, auf das alle warteten; der Asador ruft aus: „Está lista.“ („Es ist bereit.“) Da heißt es nun keine Zeit verlieren, denn das Fleisch ist gerade bereit. Wenn es nur ein wenig zu lange bleibt, wird es trocken und zähe.

Mit Gabeln wurden die mächtigen Fleischstücke vom Rost einige Fuß weit weg zum sauber bedeckten Metall-„Tisch“ getragen. Es geht auch ohne Teller! Zu viele hungrige Leute! Und außerdem ist es überaus köstlich und bereitet mehr Spaß, den Asado mit den Fingern zu essen, so wie die Argentinier es tun. So aß jeder, wie sie es tun. Da ist eine Gabel für alle in der großen Zinnschüssel, in der sich von Tomatenscheiben, Zwiebeln und grünem Pfeffer gemischter Salat, mit Öl, Salz und Zitrone gewürzt, befindet. Es paßt herrlich mit dem Fleisch zusammen. Das Fleisch war köstlich. Es war etwa wie ein großes Wassermelonenmahl, aber statt daß einem Wasser auf Nase, Kinn und in den Mund floß, war es der natürliche Saft des Fleisches, der einem von Kinn und Fingern niedertröpfelte. Während alle dort um den Tisch standen, erhielten sie einen Trunk Wein aus dem Familienglase, denn ohne Wein ist der Asado in Argentinien nicht vollständig.

Nach dem Essen hielt Bruder Knorr eine kleine Abschiedsansprache und sagte dann jedem persönlich Lebewohl. Dann zum Taxi und auf den Weg zurück nach Mendoza! Ankunft dort um 18.15 Uhr. Dies bedeutete, daß an jenem Tage die Reise zwölf Stunden in Anspruch genommen hatte, sieben Stunden davon allein für die Fahrt.

Am Montag, dem 20. Dezember, waren der Zweigdiener und seine Frau und Bruder Knorr um 5 Uhr aufgestanden, um für die Reise zu packen. Sie nahmen um 7 Uhr das Flugzeug nach Cordoba, das 700 km entfernt liegt. Ein Bruder von Buenos Aires erwartete sie dort mit seinem Wagen und sollte sie programmgemäß für den Rest der Reise von Ort zu Ort führen. Das Gepäck wurde im Wagen verstaut, und weg fuhren sie nach einer kleinen Farm außerhalb der Stadt, wo 241 Brüder von vier Versammlungen derselben Stadt auf Bruder Knorr warteten, der ihnen etwas aus Gottes Wort übermitteln sollte. Da die Argentinier gewohnt sind, einander mit Händeschütteln zu begrüßen, brauchte es schon einige Minuten, bis man mit der Ansprache schließlich beginnen konnte; es war nun 11 Uhr. Zweieinhalb Stunden wurden dann auf das Ratgeben verwendet. Sitzgelegenheiten gab es keine; alle Anwesenden standen.

Während sie die Worte des Lebens in sich aufnahmen, war es eine Freude für sie alle, das erste Mal nach vielen Monaten versammelt zu sein! In Argentinien haben sie ihre regelrechten Studien in Gruppen von 8 bis 15 Personen, und sie predigen das Wort Gottes regelmäßig, aber gerade jetzt gibt es dort keine Königreichssäle, wo größere Gruppen zusammenkommen könnten, doch draußen auf dem Lande konnten sie sich alle zu e i n e m großen Picknick treffen und einer Betrachtung des Wortes Jehovas lauschen und auch etwas von ihren Brüdern in der ganzen Welt hören. Sie freuten sich über alle Maßen. Sie hatten eine Menge Fragen, und durch eine oder zwei Personen, die Englisch sprachen, konnte Bruder Knorr eine Unterhaltung mit ihnen führen. Sie beabsichtigten, einen Tagesanlaß daraus zu machen, und um das ganze Haus herum bildeten sich Grüppchen, die ihren Lunch aßen. Auch dort bereitete man einen köstlichen Asado, von dem die Besucher genossen, worauf sie Abschied nahmen.

Die Brüder wollten aber nicht, daß die vier Besucher wegfuhren, und durch einen Dolmetscher sagte ein Bruder zu Bruder Knorr, er werde ihm den Pneu durchlöchern, damit er nicht fortkönne. Aber Bruder Knorr erwiderte ihm: „Du möchtest doch nicht die vielen anderen der ‚Schafe‘ Jehovas den Weg entlang daran hindern, diese Dinge zu hören?“ „Oh nein, du hast recht — also vorwärts!“ sagte er fröhlich. Es war leicht erkennbar, daß die Brüder es nicht gern sahen, daß die Besucher schon wegfuhren, aber wie staunten diese, als sie nach allem Abschiednehmen, und nachdem der Wagen schon wieder draußen auf der Hauptstraße fuhr, eine große Menge Schwestern erblickten, die vorausgeeilt waren und sich die Hände reichten, um den Weg zu versperren. Als der Wagen langsam vorrückte, wurde diese Kette von Schwestern, die auf diese Weise ihre Liebe bekundeten und die Besucher länger da behalten wollten, durchbrochen, und dann folgte das letzte Lebewohlwinken inmitten frohen Lachens — und weg fuhren die Reisenden, San Francisco, Argentinien, entgegen.

Dies war eine dreistündige Fahrt, und die Ankunft erfolgte etwas nach 19 Uhr. Um das Haus herum, wo die Brüder sich trafen, war es sehr ruhig, als sich die Besucher näherten. Nur ein Bruder saß am Straßenrand und wartete begierig, und als der Wagen eintraf, zeigte er den Passagieren den Weg zu den 35 drinnen Wartenden.

Dann weiter nach Santa Fe an jenem Abend. Ankunft 23.30 Uhr, darauf etwas Ruhe in einem Hotel. Um 7 Uhr morgens an jenem Dienstag waren die Reisenden schon unten am Flußufer und warteten auf das Boot, das sie nach Parana bringen sollte. Es war eine Fahrt von eineinhalb Stunden. Dann ging es direkt zur Versammlungsstätte, wo 55 Personen beisammensaßen, bereit, zuzuhören.

Um 10.15 Uhr begab sich das Grüpplein wieder über den Fluß zurück nach Santa Fe. Unterwegs geriet der Schiffsmotor in Brand, und selbst der Steuermann begann Angst zu haben. Ein fettleibiger Mann mit seinem Mantel in der Hand war überaus erschrocken und machte sich daran, auf das Schiffsdach hinaufzusteigen, damit er als letzter untergehe, und man hörte ihn dabei sagen: „Und daß dies ausgerechnet heute sein muß!“ Der Kapitän steuerte das Boot dem Ufer entgegen, das etwa 200 m entfernt lag. Als er aber sah, daß der Brand gelöscht werden konnte, wechselte er seine Route, nachdem er nicht weit davon entfernt gewesen war, sich auf dem Grunde festzufahren, und steuerte wieder der Wassertiefe zu. Es war aufregend, solange das Manöver währte, besonders für jene, die nicht hätten schwimmen können! Bald war das Feuer gelöscht, und jeder erreichte unversehrt das Ufer in Santa Fe. Vier Gruppen in dieser Stadt mußten ebenfalls für je eine Stunde besucht werden. Alle warteten auf die Brüder, und die Zeit wurde gut eingehalten. Es gab keine Zeit, persönlich Lebewohl zu sagen, denn es galt, schnell von einem Ort zum anderen zu eilen und keine Zeit zu verlieren.

Etwas nach 17 Uhr fuhren die Brüder noch zu einer weiteren Zusammenkunft in den Außenquartieren der nächsten Stadt, die zu besuchen war, nach Rosario. Die anderen vier Gruppen hier sollten, wie geplant, auf den folgenden Tag warten. Um 20.30 Uhr am Dienstag abend genossen wir ein Abendessen in einem Missionarheim, wo ein Ehepaar wohnt. Auch waren der Kreisdiener und seine Frau, zwei Gileadabsolventen, anwesend, um die Besucher zu treffen. Es war ein angenehmer Abend und überhaupt ein überaus erfreulicher Tag.

Am nächsten Morgen begann die erste Ansprache um 8.30 Uhr, und bis 13.30 Uhr waren vier Gruppen bedient, und 189 hatten Bruder Knorr sprechen gehört; darauf wiederum Lunch im Missionarheim, und um 15.30 Uhr kamen die Reisenden in der nächsten Stadt, in Ciudád Evíta an. Wie dies überall den Weg entlang geschah, trafen wir den Versammlungsdiener, und so konnte er die Besucher an den Versammlungsort geleiten. Diesmal hatten sie einen Ort etwa 6 km außerhalb auf der Farm eines Bruders ausgewählt. Während man auf staubigen Wegen dahinfuhr, konnte man die Brüder sehen, die um die Farm herumgingen. Sie hatten den Tag zum Anlaß eines Picknicks gemacht, und es war für sie eine richtige Tagung. Hier waren drei Versammlungen aus zwei anderen Nachbarstädten zugegen. Ein Ehepaar erspähte den Wagen und rannte, um die Meldung den anderen zu überbringen, und um die Zeit, da der Wagen die Farm erreichte und die Reisenden nach der Hinterseite des Hauses schritten, war jedermann an seinem Platz, und es war mäuschenstill. Die vier Besucher konnten sehen, daß der große Hof besondere Aufmerksamkeit erhalten hatte. Eine Bühne war errichtet worden. Der Jahrestext (Psalm 29:2) prangte auf der Außenseite des Hauses, was für die Redner einen gut passenden Hintergrund bildete. Blumen waren auf verschiedene Weise um den Text gruppiert worden; Blumensträuße standen auf dem Tisch des Redners, und weitere hatte man an Bäumen festgebunden. Es war hocherfreuend, zu sehen, wie die Anwesenden dasaßen und Bruder Knorrs Ansprache geradezu in sich aufsogen. Alle 115 waren ergebene Verkündiger.

Dies war wirklich ein wunderbarer Anlaß für sie, aber noch mehr für Bruder Knorr. Alle diese Brüder, die ganze Route entlang in allen Teilen des Landes, waren aus großen Entfernungen hergekommen und hatten sich frei genommen mitten in der Woche, nur um sich mit ihren Brüdern vom gleich kostbaren Glauben zu versammeln und gute Worte von einem Diener Jehovas empfangen zu können. Zu beschreiben, welches Gefühl sie hatten und welches Gefühl Bruder Knorr dabei hatte, wäre schwierig. Aber Liebe äußert sich. Hier war Liebe in Tätigkeit. Jehovas Zeugen in Argentinien sind voller Eifer und besitzen die Freude des Höchsten und wollen Jehova zusammen mit ihren Brüdern überall lobpreisen. Und das tun sie auch!

Nach der Ansprache wurden Bruder Knorr und die anderen zum Essen eingeladen, und der Tisch war schon gedeckt, aber das Programm gewährte keine Zeit, dort zu essen, und so nahmen die Brüder ein kaltes Getränk zu sich, doch als sie aus dem Hause gingen, wurden sie mit einem mächtig großen Kuchen und einem gebratenen Huhn beladen. Beim Besteigen des Wagens hörten sie, wie die Brüder, die sich in der Nähe des Wagens gesammelt hatten, theokratische Lieder sangen. Einer spielte Handharmonika. Es tönte gut in Spanisch, ebenso gut wie in Englisch.

Auf ungepflastertem Wege erreichten sie die Hauptstraße, die sie zum nächsten Halt nach Bell Ville führte. Auch dort warteten alle auf sie. Im Hause einer der Schwestern in einer Vorstadt hatten sie einen Versammlungsplatz neben dem Hause bereitet. Wo die Bäume und Büsche nicht genügend Deckung boten, waren Wolldecken und Stoffe aufgehängt worden, um die Aufmerksamkeit Vorübergehender abzulenken. Hier fanden sich 75 Personen aus drei Versammlungen ein. Um an die letzten zwei Orte zu gelangen, mußten die Brüder sehr staubige Wege benutzen. Manchmal mußte man des Staubes wegen trotz der Hitze alle Wagenfenster schließen, da die vorüberfahrenden Wagen große Staubwolken aufwirbelten.

Um 20.30 Uhr fuhren sie weg und reisten bis 1.40 Uhr morgens nach der Stadt namens Rio Cuarto. Darauf folgten etwa fünf Stunden Schlaf im Hotel, und dann war Bruder Knorr wieder aufgestanden und weg, denn um 9 Uhr an jenem Morgen mußte er seine nächste Ansprache halten! Dort hielt er eine sehr ernste, nachdrückliche Dienstansprache. Etwa 30 Verkündiger in dieser Versammlung hatten Entzweiung unter den Brüdern verursacht und anerkannten die gegenwärtige Versammlung nicht, kamen jedoch her und verlangten Literatur und Gebiet. Darunter befanden sich vier Pioniere. Nach dem Vortrag beantwortete Bruder Knorr in Gegenwart aller Brüder Fragen des Versammlungsdieners in bezug auf das richtige Vorgehen, wenn Personen, welche Trennungen verursachen, die Gemeinschaft entzogen werden soll. Dies war für alle sehr interessant. Trotz den Problemen, die hier betrachtet wurden, erfreuten sich alle der Landschaft unseres Schöpfers, während sie die ganze Ansprache hindurch inmitten von Bäumen und Wiesen standen. Es war ein schöner Ort, wenn der Wind auch schrecklich stark blies. Dies ist nichts Ungewohntes in jenem Teil des Landes, doch fiel es besonders auf, wenn der Dolmetscher verschiedene Male die Hand ausstrecken und die ihn belästigenden kleinen Ästchen abbrechen mußte, die ihm um den Kopf peitschten.

Es war überraschend, hier zu sehen, wie organisiert diese Gruppe war, so daß die Untreuen den Versammlungsort nicht finden konnten. Der Versammlungsdiener hatte ihnen eine gewisse Stelle an der Peripherie der Stadt bezeichnet, wo ein Bruder sie erwartete. Dort erst sagte er ihnen genau, wo der Versammlungsort sei. Auf diese Weise konnten sich die anderen nicht einschleichen. Diese Gruppe zählte 48 Personen von drei Versammlungen einschließlich derer von zwei Nachbarstädten. Einige waren von 5 Uhr morgens bis 8.30 Uhr mit dem Bus hergereist und dann hinausgewandert aus der Stadt auf die kleine Farm.

Nachdem die Reisenden „Auf Wiedersehen bis nächstes Mal“ gesagt hatten, begaben sie sich auf die Reise nach Pergamino. Sie gingen um 10 Uhr fort und kamen dort um 16 Uhr an. Unterwegs kauften sie Früchte und verloren so keine Zeit mit dem Mittagessen, sondern reisten durch. Eine Gruppe von Junin war hergekommen, um sich den hier Versammelten anzuschließen, was eine Zahl von 28 ausmachte. Nachdem Bruder Knorr diese Ansprache beendet hatte, drückten jene Brüder ihren Wunsch aus, wie dies alle anderen den Weg entlang getan hatten, daß Bruder Knorr ihre lieben Grüße mitnehmen möchte für alle anderen, die er antreffen werde.

Noch ein weiterer Halt, der letzte vor der Ankunft in Buenos Aires! Dies war Flachland, und es war ziemlich grün den Weg entlang. Nachdem die Reisenden eine Weile gefahren waren, kamen sie zu einem schmutzigen Wege und reisten 30 km weiter nach Salto. Schlammvogelnester, die oben an Zäunen und Telefonstangen hingen, und Dutzende von Eulen machten diese Wegstrecke ganz interessant! Unterwegs hatten die Reisenden einen Brief von den Brüdern dieser kleinen Stadt erhalten, worin sie zum Abendessen eingeladen wurden. Das kam ihnen gelegen, nachdem sie den ganzen Tag nur von Früchten gelebt hatten. Nach ihrer Ankunft und als sie den Eingang neben dem Hause betraten, erblickten die Reisenden zwei Bratlämmer, die ausgestreckt an einem Spieß asando waren. Der Spieß steckte in der Erde und hielt das Fleisch in geneigter Stellung über den Kohlen in die Luft. Die Besucher erfuhren, daß es auf diese Weise drei Stunden langsamen Bratens erfordert. Das Fleisch wird vor dem Braten gesalzen, und dann wird jedem seine Portion, mit einer Soße gewürzt, dargereicht.

Es war gerade der Abend vor Weihnachten. Zu dieser Zeit feierte man in der Welt ein großes Fest; aber Jehovas Zeugen benutzten den festlichen Anlaß für ein großes Zusammenkommen zu wahren christlichen Zwecken. Zuerst wurden sie mit geistiger Speise bedient. Die Zusammenkunft sollte um 19 Uhr beginnen, und die vier Reisenden kamen nach all diesen Reisetagen, wo sie sich genau an ihr gedrängt volles Programm gehalten hatten, nur fünf Minuten zu spät an. Der Bruder, der den Wagen stellte und ihn fuhr, hatte seinen Brüdern einen großen Dienst erwiesen, und Bruder Knorr schätzte dies sehr. Die Reise war noch nicht zu Ende, aber alle waren dankbar, daß ein so großes Gebiet bedient werden konnte. So ging denn die letzte Zusammenkunft außerhalb von Buenos Aires in diesem Hause vor sich. Sie erwies sich für alle als lieblich und auferbauend. Bruder Knorr sprach mehr als eine Stunde zu 38 Personen, und dann wurden die Tische gedeckt.

Bei Tisch waren etwa 26 anwesend, und alle freuten sich, als Bruder Knorr ihnen Erfahrungen aus den Vereinigten Staaten und von anderswo erzählte. Ehe sie fortgingen, gaben sie ihrer Freude Ausdruck, daß es nicht geregnet hatte, denn es wäre unmöglich gewesen, auf diesen schlammigen Wegen zu reisen. Den ganzen Nachmittag hatte ein Witterungsumschlag gedroht, und die vier Besucher hatten sich ebenfalls gefragt, ob sie reisen könnten, wenn die Wege schlammig gewesen wären. Als sie unterwegs waren, kam der Wolkenbruch, und dann regnete es wirklich! Ein Bruder von Salto fuhr mit den Reisenden bis zur nächsten Stadt, um sicher zu sein, daß sie auf dem rechten Wege blieben. Er kam kurz vor 23 Uhr dort an — gerade noch zeitig genug, um den Zug zurück zu erreichen.

Bruder Knorr und Bruder und Schwester Eisenhower und der Bruder, der den Wagen führte, fuhren weiter und trafen schließlich um 2 Uhr früh in Buenos Aires ein. Es war Weihnachten, und es herrschte großer Verkehr. Es war schwierig, zu fahren. Alle waren Jehova dankbar für das große Dienstvorrecht, das sie auf der ganzen Strecke gehabt hatten, und sie schätzten es, wie die Brüder treulich nach Anweisungen gehandelt hatten. All dies trug dazu bei, daß zu so vielen gesprochen werden konnte.

Von der Zeit an, da sie in Mendoza eintrafen, bis sie in Buenos Aires ankamen, waren sie über 2400 km mit dem Auto gereist und 640 km mit dem Flugzeug. All dies von Samstag, dem 19. Dezember, an bis zum folgenden Donnerstag. Insgesamt 19 Vorträge und 1232 Anwesende — so lautete der Bericht.

[Karte auf Seite 397]

(Genaue Textanordnung siehe gedruckte Ausgabe)

ARGENTINIEN

BUENOS AIRES

San Juan

Córdoba

San Francisco

Santa Fe

Paraná

Rosario

Bell Ville

Rio Cuarto

Cuidád Evíta

Pergamino

Salto

CHILE

SANTIAGO

N. H. Knorrs Reiseroute

Entfernung: 3050 Kilometer

Zeit: 6 Tage

Gesamt-Zuhörerzahl: 1232, in 19 Ansprachen

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