Babylon fällt — aber seine Religion bleibt bestehen und beherrscht die Völker
IN DEN letzten Ausgaben haben wir den Sturz Babylons, das 539 vor unserer Zeitrechnung in die Hände Kores’, des Persers, fiel, erschöpfend behandelt. Von dieser Zeit an war Babylon keine politische Weltmacht mehr. Wie verhält es sich aber mit der Religion Babylons? Verschwand die Religion Babylons, als dessen politische Macht endete und die Weltherrschaft von semitischen Händen in arische Hände überging? Durchaus nicht. Warum nicht?
Erstens legte man bei allen Völkern, ausgenommen bei den glaubenstreuen Nachkommen Sems, in den Tagen Nimrods durch das Bauwerk des Turmes zu Babel die Grundlage für die Ausübung der Religion Babylons. Durch die übernatürliche Sprachenverwirrung wurden die Familien zerstreut, aber sie nahmen das falsche religiöse Gedankengut mit sich.a Heidnische Völker blickten zu Babylon als dem Mittelpunkt der Religion auf. Zweitens trieben die Perser nach dem Sturz Babylons im Jahre 539 v. u. Z. die Priester aus. Aber die Perser dachten nicht daran, das traditionelle Ansehen und die Macht der Religion aussterben zu lassen. Obwohl Babylon die politische Macht verlor, blieb seine von Nimrod gegründete Religion als Weltreich der Religion bestehen, das seinen Einfluß über alle Menschen geltend machte, außer über die, die an der wahren Anbetung Jehovas in Jerusalem festhielten. Unter dem geschickten Manöver Satans, des Teufels, richteten die Unterstützer ihre Augen nach dem Westen, um für ihre Priesterschaft und die Nachfolgerschaft Belsazars ein neues Zentrum zu errichten. Tatsächlich werden wir sehen, daß das Wesentliche seiner Religion später in die abtrünnige Christenheit eindrang und wirklich über die Gebiete der Erde, die man als Christenheit bezeichnete, die Herrschaft erlangte.
DIE RELIGION BABYLONS BREITET SICH NACH EUROPA AUS
Lange vor dem Sturz Babylons war der Boden gelockert worden, damit es möglich werden konnte, die Versetzung des Hauptes der Religion Babylons nach Italien zu erreichen. Der Geschichtsschreiber J. H. Breasted berichtet uns in dem Buch Ancient Times — A History of the Early World (Vor alters — eine Geschichte der Frühzeit), daß ein Stamm von Seeräubern, Etrusker genannt, wahrscheinlich aus Kleinasien auszog und um das Jahr 1000 v. u. Z. in Italien seßhaft wurde. Nach dem achten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung reichten die Etrusker in weite Teile des nördlichen Italien hinein, und Rom wurde ein Stadtkönigreich unter einem etruskischen König gleich den übrigen etruskischen Städten, die von Capua weit nach Norden bis zum Hafen von Genua reichten. Diese Könige herrschten zweieinhalb Jahrhunderte lang. Dadurch würde Rom zwischen etwa 750 und 500 v. u. Z. ausschließlich von einer etruskischen Herrscherlinie regiert worden sein. Die traditionelle Gründung Roms, nicht lange vor dem Jahre 750 v. u. Z., würde demnach mit seiner Einnahme und der Errichtung eines mächtigen Königreiches durch die Etrusker zeitlich zusammenfallen. Archäologische Beweise bestätigen das, obwohl aus dieser frühen Zeit über Rom keine schriftlichen Dokumente vorliegen. Wenn auch etruskische Könige in Rom Verbesserungen einführten, war die Grausamkeit und Tyrannei dieser Könige schließlich Anlaß zu einer Revolte, und etwa um das Jahr 500 v. u. Z. endete in Rom die Königsherrschaft. Doch Dr. Breasted bemerkt, daß die zweieinhalb Jahrhunderte etruskischer Herrschaft ihre Spuren in Rom hinterließen — immer noch erkennbar in der Architektur, der Religion, der Stammesorganisation und einigen anderen Dingen.
The Encyclopædia Britannica bestätigt diese Ansicht, indem sie auf den Geschichtsschreiber Herodot hinweist, der eingehend berichtet, daß zur Zeit, da Atys, ein Sohn des Manes, regierte, in ganz Lydien eine schlimme Nahrungsmittelknappheit herrschte, die achtzehn Jahre lang andauerte. Aufgrund der Anordnung des Königs zog Tyrsenos, sein Sohn, schließlich mit der Hälfte des Volkes nach Smyrna hinab. Dort bauten sie Schiffe, mit denen sie sich auf die Suche nach Lebensmöglichkeiten und Land machten. Nachdem sie sich bei vielen Völkern vorübergehend aufgehalten hatten, kamen sie zu den Ombrikern nach Italien und gründeten dort Städte. Über dieses Volk, das sich (gemäß Herodot) nicht mehr Lyder sondern Tyrsener nannte, berichtet die Britannica weiter: „Ausgehend von der Eigenart ihres frühen Nachlasses, kann die erste feste Ansiedlung in den letzten Teil des neunten Jahrhunderts datiert werden.“ Welche Religion vertraten die Tyrsener? Die Britannica berichtet:
Daß die Etrusker Orientalen oder Halborientalen waren, beweist die ganze Eigenart ihrer frühesten Kunst und viele Einzelheiten ihrer Religion und Anbetung. Ihre Kunst offenbart enge Beziehungen zwischen Mesopotamien, Syrien und Zypern auf der einen und Ägypten auf der anderen Seite. Die Gottheiten und mythologischen Gestalten auf etruskischen Goldschmiedearbeiten und Schmuckgegenständen aus dem siebten Jahrhundert sind offensichtlich Helden und Gottheiten aus der asiatischen Mythologie ... Was Rituale und religiöse Bräuche betrifft, so stammen viele Einzelheiten direkt aus Mesopotamien. Die ganzen Empfindungen und die Atmosphäre sind rein orientalisch. Die auffallendste Parallele findet sich jedoch auf dem Gebiet der Zauberei und Wahrsagerei, denn die Gewohnheit, aus der Leber von Schafen oder aus dem Vogelflug zukünftige Ereignisse vorauszusagen, ist rein chaldäisch (siehe ZAUBEREI). Es gibt mit Keilschrift beschriebene Lebernachbildungen aus Mesopotamien, die sich mit der bronzenen Nachbildung einer Leber, die in Piacenza [in der Provinz Emilia, Italien] gefunden wurde, genau decken. Diese ist in Felder eingeteilt, von denen jedes in etruskisch mit der dafür zuständigen Gottheit beschrieben ist.b
So verrät die Archäologie klar, daß die Etrusker aus irgendeinem Teil Kleinasiens kamen und an der toskanischen Küste anlegten. Veji in Etrurienc, nördlich von Rom, wurde eine ihrer bedeutenden Städte. Die Römer assimilierten Etrurien schließlich. Im sechsten Jahrhundert bestand eine Konföderation von zwölf Städten, die jährlich am Voltumna-Altar, oberhalb des Lacus Volsiniensis (Bolsener See), eine Zusammenkunft abhielten, und es scheint, daß sich die Konföderation hauptsächlich auf Sachen der Religion beschränkt hat.d Alles das fand statt vor und bis zur Zeit des Sturzes Babylons im sechsten Jahrhundert (539 v. u. Z.).
Auf diese Weise errichtete die Religion Babylons eine starke Stütze in Europa. Es handelte sich nicht lediglich um eine schwache Verbindung von der Zeit Babels her, sondern um ein direktes Erbe. Wir sind hier jedoch besonders an der Priesterschaft Babylons interessiert. So, wie Satan, der Teufel, die babylonische Religion durch Nimrod gründete, um der wahren Anbetung zu widerstehen, so trieb sein Geist die babylonische Priesterschaft an, dafür zu sorgen, daß die Priesterschaft und die Linie religiöser Nachfolger Belsazars nicht aussterben würde, wenn Babylon als Hauptstadt verlorenginge. Nach der Beschreibung des Sieges über Babylon lesen wir in dem Werk „Lares and Penates of Cilicia“ (Laren und Penaten Ziliziens) von Barker und Ainsworth im achten Kapitel auf Seite 232 folgendes: „Die geschlagenen Chaldäer flohen nach Kleinasien und errichteten ihr Zentralkolleg in Pergamus.“ Dieses Pergamus ist dasselbe wie das in Offenbarung 2:12, 13 erwähnte Pergamon, wo sich viel später im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung eine Christenversammlung befand. Über diese Verschiebung der chaldäischen Leitung sagt Dr. Alexander Hislop:
Phrygien ... war ein Teil des Königreiches von Pergamus, auch Mysien gehörte dazu, und von den Mysern heißt es in der Passahchronik, sie würden von Nimrod abstammen. Dort heißt es: „Nebrod [griechisch für Nimrod], der Jäger und Riese ..., von dem die Myser herkamen.“ (Siehe Chronicon paschale, Band I, Seite 50.) Auch Lydien, von dem [der Historiker] Livius und Herodot berichten, die Etrusker [Italiens] würden daher stammen, war ein Teil desselben Königreiches. Über die Tatsache, daß Mysien, Lydien und Phrygien feste Teile des Königreiches Pergamus waren, siehe auch SMITH’S Classical Dictionary, Seite 542.e
DER RELIGIÖSE ANGRIFF AUF ROM
Es zeigte sich, daß das heftige Auswirkungen auf Rom hatte. Nachdem die etruskischen Städte erobert waren und Rom eine Republik geworden war (509 v. u. Z.), übernahmen die Römer die etruskischen Götter Jupiter, Juno, Minerva und andere, und jeder Gottheit wurde nun zum erstenmal eine menschliche Gestalt und ein Wohnplatz in einem Tempel oder einem Schrein gegeben. Sie stimmen mit den griechischen Göttern überein. Jupiter, der „Himmelsvater“ der Etrusker, wurde die römische Version des griechischen Zeus pater. Der Kriegsgott Mars war die bevorzugte Gottheit der kämpfenden Römer. Die Saturnalien wurden später von den Christen übernommen und gewannen durch das Christfest neue Bedeutung. Ein neuzeitliches Geschichtswerkf verbindet die römischen Gewohnheiten direkt mit den chaldäischen:
Die Chaldäer erzielten infolge ihrer Anstrengungen, aus den Sternen die Zukunft zu lesen, große Fortschritte auf dem Gebiet der Astronomie. Diese Kunst nennen wir „Astrologie“. Die Babylonier sammelten systematisch viel Aufschluß, so daß wir hier den Ausgangspunkt der Astronomie haben. Die Sterngruppierungen, die jetzt die zwölf Tierkreiszeichen ausmachen, wurden damals zuerst auf Karten fixiert. Auch waren die Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn bekannt. Da man von diesen Planeten annahm, sie würden eine besondere Kraft auf das Leben von Menschen ausüben, nannte man sie nach den fünf führenden Göttern und Göttinnen. Wir nennen hier diese Planeten mit ihren römischen Bezeichnungen, doch hatten die Römer die babylonischen Namen übernommen und sie in Rom einfach in ihr Äquivalent übersetzt. So wurde aus dem Planeten der Ischtar, der Göttin der Liebe, der Planet Venus, und aus dem des Gottes Marduk wurde Jupiter.
Im Jahre 133 v. u. Z. vermachte König Attalos III. auf dem Sterbebett den Römern Pergamon und das dazugehörende Gebiet — später bekannt als die römische Provinz Asien. Dieser König Attalos war gemäß den weiteren Worten Dr. Hislops von den chaldäischen Magiern als Nachfolger Belsazars erwählt worden:
Die Könige von Pergamus, in deren Herrschaftsgebiet die chaldäischen Magier ein Asyl fanden, wurden offensichtlich von ihnen [den Magiern] unter Zustimmung der allgemeinen heidnischen Umgebung, die mit ihnen sympathisierte, an die freigewordene Stelle gesetzt, die einst Belsazar und seine Vorgänger einnahmen. Sie wurden als Repräsentanten des ehemaligen babylonischen Gottes gepriesen. Das geht klar aus den Ausführungen des Pausanias hervor ... Attalos, in dessen Herrschaftsgebiet die Magier ihren Hauptsitz hatten, wurde als anerkanntes Haupt der Magier in eine Stellung gehoben, die ganz der des Bacchus entspricht. So wurde die von Belsazar hinterlassene Lücke ausgefüllt und die Kette der chaldäischen Sukzession [Amtsnachfolge] erneuert. — The Two Babylons, Seiten 240, 241.
WOHER DAS AMT DES PONTIFEX MAXIMUS?
In unserer Zeit, da die Religionen der Welt, vor allem die römisch-katholische Kirche, vorgeben, die Hoffnung auf Weltfrieden bieten zu können, schulden wir es uns selbst, als nächstes mit vorurteilslosem Sinn dem Ursprung des römischen Amtes des Pontifex maximus nachzuforschen. Dr. Hislop gibt auf den Seiten 239, 240 des Buches The Two Babylons geschichtliche Tatsachen wieder:
Etruskische Kolonisten, ernsthafte Anhänger der chaldäischen Götzenanbetung, waren, wie einige sagen, aus Kleinasien ausgewandert [wo Pergamus lag] — andere meinen aus Griechenland — und hatten sich in der unmittelbaren Umgebung Roms niedergelassen. Sie wurden schließlich dem römischen Staat einverleibt, hatten jedoch, lange bevor diese politische Einigung eintrat, einen äußerst starken Einfluß auf die Religion der Römer ausgeübt. Ihr Geschick auf dem Gebiet der Zauberei, Wahrsagerei und aller Wissenschaften — wahrer oder vorgetäuschter —, das den Zauberern und Wahrsagern vorbehalten war, ließ die Römer von Anfang an mit Respekt zu ihnen aufblicken. Es wird von allen zugegeben, daß die Römer ihr Wissen über Wahrsagerei ... hauptsächlich von den Toskanern herhatten, das heißt von den Bewohnern Etruriens; und es war anfangs nur solchen, die aus dieser Gegend stammten, erlaubt, das Amt des Haruspex wahrzunehmen, das die Verrichtung aller Riten, insbesondere in Verbindung mit dem Opfer, einschloß ... die Jugendlichen vornehmster Römer [wurden] nach Etrurien geschickt, um in der heiligen Wissenschaft unterwiesen zu werden, die dort florierte.
Numa Pompilius, der zweite legendäre König Roms, begründete das Priesterkollegg, und Hislop sagt in bezug auf Numa: „Diesen Gott nannte man in Babylon Nebo, in Ägypten Nub oder Num, und bei den Römern hieß er Numa, denn Numa Pompilius, der große Priesterkönig der Römer, nahm genau die Stelle des babylonischen Nebo ein.“h Der oberste Priester, der dem Kolleg vorstand und alle öffentlichen und privaten religiösen Riten der Römer in allen wesentlichen Punkten unter Kontrolle hatte, wurde, was das Gedankengut und die Bräuche betrifft, ein etruskischer Hoherpriester. Auch dazu bemerkt Dr. Hislop:
Der echte, rechtmäßige babylonische Hohepriester hatte seinen Sitz außerhalb der Grenzen des Römischen Reiches. [Rom nahm den südlichen Teil Mesopotamiens oder Chaldäas nie ein.] Nach dem Tod Belsazars und der Austreibung der chaldäischen Priesterschaft aus Babylon durch die medopersischen Könige wurde Pergamus, wo später eine der sieben Kirchen Asiens war, zu jenem Sitz.i
Als nächstes interessiert es uns, bei dieser kurzen geschichtlichen Betrachtung zu erfahren, wie das Amt des Pontifex maximus die religiöse Verbindung zwischen Pergamus und Rom, das im ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die sechste Weltmacht wurde, erkennen ließ. Dadurch wird bestätigt, daß das von den römischen Päpsten bekleidete Amt des Pontifex maximus in Wirklichkeit seinen Ursprung in der babylonischen Religion hat. In dem Buch The Two Babylons wird darüber berichtet:
Der römische Hohepriester hatte zu Pergamus und der dortigen Hierarchie keine unmittelbare Verbindung. Im Laufe der Zeit wurde jedoch das Pontifikat Roms und das Pontifikat von Pergamus miteinander in Verbindung gebracht. Pergamus wurde dem Römischen Reich einverleibt, als der letzte König, Attalos III., bei seinem Tod im Jahre 133 v. Chr. seine Herrschaftsgebiete ausdrücklich dem römischen Volk vermachte ... Als Julius Cäsar, der einst zum Pontifex maximus gewählt worden war, auch als Kaiser oberster weltlicher Herrscher der Römer wurde, hatte er als Haupt des römischen Staates und der römischen Religion alle Gewalten und Funktionen des echten, rechtmäßigen babylonischen Hohenpriesters unumschränkt inne, und er sah sich imstande, diese Vollmachten zu behaupten. Dann scheint es, als ob er — um sich zum Mittelpunkt zu machen — die göttliche Würde des Attalos beansprucht hätte, die dieser in dem den Römern überlassenen Königreich genossen hatte ... Dann erschien er natürlich bei gewissen Anlässen in Ausübung seines hohen Priesteramtes mit all dem Pomp babylonischer Tracht, wie es bei Belsazar hätte gewesen sein können: in scharlachroten Roben, den Krummstab Nimrods in seiner Hand, bekleidet mit der Mithra Dagons [der Fischgottheit], die Schlüssel des Janus [des Gottes mit dem Doppelgesicht] und der Kybele [der Göttin „Mutter“] ...
... bis zur Herrschaft des [westlichen] Kaisers Gratian, der, wie es [der Historiker] Gibbon zeigt, sich als erster weigerte, mit den götzendienerischen Priestergewändern bekleidet oder als Pontifex eingesetzt zu sein ...
... Innerhalb weniger Jahre wurde der heidnische Titel Pontifex, nachdem er abgeschafft worden war, wiedererweckt ... und wurde mit all seinen heidnischen Anhängseln auf den Bischof von Rom übertragen, der seitdem als das große Werkzeug alle übrigen aus dem alten Babylon stammenden heidnischen Lehren unter den Bekenntnischristen verbreitete ...
... Die Umstände, die mitspielten, als dieser heidnische Titel auf den Papst Damasus übertragen wurde, wären selbst für die Treue und Lauterkeit eines weit besseren Mannes als er eine Qual gewesen. Obwohl das Heidentum im Weströmischen Reich gesetzlich abgeschafft worden war, wucherte es in der Siebenhügelstadt weiter, und das in dem Maße, daß Hieronymus [der Übersetzer der lateinischen Vulgata], der gut darüber Bescheid wußte, in seinen Ausführungen über das damalige Rom es als die „Sickergrube jeglichen Aberglaubens“ bezeichnete. Die Folge war, daß im ganzen Reich der kaiserliche Erlaß über die Abschaffung des Heidentums zwar respektiert wurde, dieser aber in Rom großenteils ein totes Schriftstück war ...
... Dieser Mann [Papst Damasus I.], der als Dieb und Räuber über die Leichen von über hundert seiner Gegner in das Bischofsamt Roms gelangte, konnte in der Wahl, die er zu treffen hatte, nicht zögern. Das Ergebnis zeigt, daß er bei der Annahme des heidnischen Titels Pontifex — ungeachtet der Opfer, die er auf Kosten der Wahrheit bringen mußte, um seinen Anspruch auf diesen Titel vor den Heiden zu rechtfertigen — die Rolle des rechtmäßigen Repräsentanten ihrer langen Reihe der Hohenpriester übernommen hatte ...j
... Der Papst war gegen Ende des vierten Jahrhunderts wie heute nichts anderes als der Stellvertreter Belsazars oder Nimrods auf Erden, denn die Heiden akzeptierten ihn offensichtlich in dieser Funktion ... 606 n. Chr., in einer Zeit, da die Völker durch Erschütterungen und Verwirrungen gleich einem ungestümen Meer hin und her bewegt wurden, wurde der Papst von Rom zum Universalbischof gemacht; und daraufhin anerkannten ihn die zehn ersten Königreiche Europas als den Stellvertreter Christi auf Erden, als den alleinigen Mittelpunkt der Einheit, als die einzige Quelle der Sicherheit für ihre Throne.k
BABYLONS RELIGION MUSS SCHLIESSLICH VERGEHEN
Auf diese Weise eroberte Babylon die westliche Welt. Sein Weltreich der Religion wird in der Bibel bezeichnet als „Babylon die Große, die Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde“. (Offb. 17:5) Ihr religiöses Reich herrschte über Pergamus und sogar über Rom, aber ihre Herrschaft über die Christenheit ist von unendlich weitreichenderen Folgen gewesen. Ihre Kinder, ihre „Töchter“ oder religiösen Organisationen, sind wie sie Huren, die mit dem politischen Element dieser Welt unerlaubte Beziehungen pflegen. Ihre Lehren und der Weg, auf dem sie die Weltmächte führt, sind ebenso abscheulich und für die Menschheit ebenso schädlich und todbringend wie das alte Babylon. Das damalige Babylon hinterließ einen verachtenswürdigen Namen für alle bisherigen Generationen. Das heutige Babylon hat seine Nachfolger dahin geführt, daß sie die von Menschen herbeigeführten Bemühungen um den Weltfrieden unterstützen, und hat andere mit Abscheu erfüllt wegen seiner Heuchelei und Korruption, die die Welt in die Schlacht gegen Gottes Königreich führen. Die Bibel vermittelt uns erfreulicherweise ein wahrheitsgetreues Bild, das uns zeigt, wie wir uns schützen und vernünftig handeln können, und die geschichtlichen Tatsachen bestätigen dieses Bild bis in alle Einzelheiten. Warum sollte irgend jemand zögern zuzuhören, was der Schöpfer des Menschen für dessen Sicherheit äußert? Babylon ist durch Jehovas unverdiente Güte bloßgestellt. So fliehe denn aus Babylon der Großen, und lerne die Wahrheit über ihre baldige Vernichtung und die Freiheit kennen, die der Menschheit durch Gottes Königreichsherrschaft zuteil wird! (Offb. 18:4, 5, 20) In den nächsten Ausgaben werden wir betrachten, wie Gott anschauliche Dramen schuf, um ehrlichgesinnte Menschen zu führen und ihnen zu helfen, aus Babylon zu fliehen.
[Fußnoten]
a In bezug auf nähere Einzelheiten siehe Der Wachtturm vom 1. und 15. August 1964 und das Buch „Babylon die Große ist gefallen!“ Gottes Königreich herrscht!, herausgegeben von der Watch Tower Bible & Tract Society of Pennsylvania.
b Band 8, Ausgabe 1946, Seiten 785, 786.
c Lateinische Schreiber gebrauchten auch das griechische Wort für Etrurien in Form von Tyrrhenia; gleicherweise auch Tusca, von dem das heutige Toskana abgeleitet wird. — The Encyclopædia Britannica, 1959, Band 8, Seite 783.
d Band 8, Ausgabe 1946, Seiten 785, 786.
e Daß das alte Pergamus (Pergamon) eine beträchtlich große und reiche Stadt des fünften Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung war, geht aus der Tatsache hervor, daß „es mindestens seit dem Jahre 420 v. Chr. Münzen prägte“. Bevor sie Xenophon (etwa 430 bis 355 v. u. Z.) in seiner Anabasis (VII, viii, 8) und seiner Hellenika (III, i, 6) erwähnt, ist außer aus der Mythologie wenig über diese Weltstadt bekannt. — The Encyclopædia Britannica, Ausgabe von 1946, Band 17, Seite 507; siehe auch The Catholic Encyclopedia, Band II, Seite 666, Ausgabe 1911.
Der berühmte und häufig besuchte Äskulap-Tempel stand in Pergamus. Äskulap bezeichnete man als den Gott von Pergamus, und die mit seiner Verehrung in Verbindung stehende Mythologie trägt den religiösen Anstrich Babylons. Er wurde in Form einer lebenden Schlange, die man im Tempel hielt und als das ihm zugehörige göttliche Wesen betrachtete, verehrt.
f Siehe Seiten 230, 232 des Buches The Dawn of Civilization and Life in the Ancient East von R. M. Engberg und F. C. Cole, Ausgabe 1940.
g Das Wort „Kolleg“, wie es hier angewandt wird, bezieht sich nicht auf eine Ausbildungseinrichtung, sondern auf eine aus mindestens drei Personen bestehende Gesellschaft, die nach dem römischen Recht gesetzlich anerkannt war und einem bestimmten Zweck diente. Unser heutiger Begriff „Körperschaft“ entspricht in etwa diesem Wort.
h The Two Babylons von Hislop, Seite 256.
i The Two Babylons von Hislop, Seite 240.
j Unter dem Stichwort „Damasus I., Papst“ lesen wir auf Seite 652b, Band 2, der Cyclopædia von M’Clintock und Strong wie folgt:
„Damasus I., Papst, ... folgte im Jahre 366 n. Chr. Liberius als Bischof von Rom. Sein Gegner war Ursicinus, der die Wahl für sich beanspruchte; in ihren schändlichen Streitigkeiten wurden viele Menschen umgebracht ... Kaiser Gratian übertrug im Jahre 378 [Damasus] das Recht, über die andere Partei von Geistlichen, die aus Rom ausgestoßen worden war, das Urteil auszusprechen, und er wies auf Bitten einer römischen Synode, die in demselben Jahr abgehalten wurde, die weltlichen Autoritäten an, ihm die notwendige Unterstützung zuteil werden zu lassen ...“
k The Two Babylons, Seiten 241, 242, 247, 250, 252, 255.
[Karte auf Seite 603]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
ETRURIEN
Rom
LYDIEN
Pergamus
KLEINASIEN
Babylon